Die neueste Auflage von literaTurm stellt das Brüchige und Disparate in den Mittelpunkt, spürt den Verwerfungen und Spaltungen im Politischen, Gesellschaftlichen und Privaten nach. Die jüngste Vergangenheit hat nicht zuletzt so manche für sicher geglaubte Überzeugung erschüttert, etwa was die Zukunft eines friedlichen Europa anbelangt. Auch unser Selbstverständnis und unser Bild von der Welt, in der wir leben, hat Risse bekommen. Es sind unsichere und herausfordernde Zeiten, die nach neuen Antworten verlangen – dazu braucht es nicht nur, aber auch die Literatur.

Denn Romane oder Erzählungen vermögen gegenwärtige Entwicklungen und Erscheinungen nicht bloß abzubilden, sie verhandeln sie im Modus des Ästhetischen und machen sie somit auf besondere Weise für uns erfahrbar. Schriftsteller:innen nehmen in ihrem Schreiben eine andere Perspektive ein als etwa Historiker:innen oder Politolog:innen. Gerade die Verschiedenheit der Blickwinkel und Darstellungsweisen birgt aber das Potenzial für neue Erkenntnisse, wenn die unterschiedlichen Disziplinen wie bei literaTurm aufeinandertreffen und in einen Diskurs treten.

literaTurm 2022 wäre nicht möglich ohne seine zahlreichen Kooperationspartner und Gastgeber. Auch in diesem Jahr finden viele Lesungen und Diskussionsrunden wieder in Frankfurter Hochhaustürmen statt. Dank der großzügigen Förderung durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain diffundiert das Festival darüber hinaus erneut in die Region. Allen beteiligten Unternehmen, Institutionen und Häusern danke ich sehr herzlich für ihr Engagement und ihre Unterstützung, ebenso unserem Medienpartner hr2-kultur. Ich wünsche Ihnen, liebe Besucher:innen, viele neue Einblicke und anregende Tage.

Dr. Ina Hartwig
Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main



Die beiden vergangenen Jahre haben uns vor gesellschaftlich-politische Herausforderungen vielfältiger Art gestellt: Neben Pandemie und Klimakatastrophen prägt derzeit vor allem der russische Angriffskrieg auf die Ukraine unser tägliches Leben. Auch in Kunst und Kultur findet dies seinen Niederschlag. Vor allem Literaturfestivals, die sich dem geschriebenen Wort widmen, kommt eine besondere Verantwortung zu, sich den drängenden Fragen unserer Gegenwart zu stellen. Es ist daher gut, dass literaTurm Autor:innen einlädt, in ästhetisch großer Bandbreite diese Fragen zu verhandeln.

Das Thema des diesjährigen Festivals – RISSE – reflektiert vor allem die Gefahren, die aus einer zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft erwachsen können. Es korrespondiert wunderbar mit dem neuen Schwerpunktthema des Kulturfonds. Unter dem Titel hier leben rücken Perspektiven für das Zusammenleben in den Mittelpunkt: Wie verändern weltweite Krisen (Klima, Pandemie, Krieg) unsere Gesellschaft? Wie können wir in einer heterogenen Welt Lebensräume neu denken und die Rhein-Main-Region neu definieren?

Auch in diesem Jahr wird mit Hilfe des Kulturfonds das Programm von literaTurm in die Region ausgeweitet: Veranstaltungen finden in Bad Soden, Bad Vilbel, Hanau, Hochheim, Königstein, Oberursel und Offenbach statt. In moderierten Lesungen stellen dort Ferenc Barnás, Alina Bronsky, Katharina Hacker, Judith Hermann, Eckhart Nickel, Katerina Poladjan, Dalibor Marković und Ulf Erdmann Ziegler ihre aktuellen Publikationen vor. Sie alle können diese Autor:innen auf Lesungen in der Region persönlich erleben. Ich lade Sie dazu herzlich ein und danke dem Kulturamt Frankfurt und allen regionalen Mitveranstaltern für ihre engagierte Kooperation und die Gastfreundschaft. Den Verantwortlichen des Literaturfestivals literaTurm wünsche ich bestes Gelingen!

Karin Wolff
Geschäftsführerin Kulturfonds Frankfurt RheinMain

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